Warum ein gesunder Darm so wichtig ist für deine Gesundheit

In den letzten Wochen habe ich mich in Sachen Darmgesundheit bei unterschiedlichen Dozenten – Ärzten wie Heilpraktikern und Biologen – weitergebildet. Dabei ist mir erst so richtig klar geworden, wie wichtig ein gesunder Darm für die Gesundheit allgemein ist.

Ehrliche gesagt, war ich überwältigt, wie viele Studien es in der Wissenschaft inzwischen gibt über die Zusammenhänge zwischen der Gesundheit unseres Darmes und unserer allgemeinen Gesundheit. Kaum ein Zweig der Forschung produziert so viele neue Erkenntnisse innerhalb so kurzer Zeit wie die Forschung über unseren Darm. Allein im Jahre 2019 wurden mehr als 20.000 neue Forschungsarbeiten über das Mikrobiom publiziert!

Wie wir unsere körperliche, mentale und psychische Gesundheit über die Darmgesundheit steuern können, darum soll es in diesem Blogbeitrag gehen. Warum ein gesunder Darm so wichtig für unsere Gesundheit ist.

Unser Darm ist nicht nur dafür verantwortlich, lebensnotwendige Nährstoffe aufzunehmen und schädliche Stoffe zu entsorgen, damit unsere Organe gut funktionieren können. Nein – er kann noch viel mehr!

Kommt es allerdings zu Problemen im Darm, so bleiben die Beschwerden meist nicht lokal begrenzt, sondern wirken sich auf den ganzen Körper aus.

„Der Tod sitzt im Darm.“ – Paracelsus

Wie ist ein gesunder Darm aufgebaut

Wenn man sich unseren Verdauungstrakt mal als riesiges Schleimhautrohr vorstellt, angefangen vom Mund bis zum Enddarm, dann befindet sich alles, was wir über die Nahrung aufnehmen, strenggenommen noch nicht in unserem Körper.

Erst wenn die Nahrung in kleinste Bestandteile zerkleinert wurde, kann sie über eine intakte Schleimhautwand in das Blut resorbiert werden, gelangt somit in das Körperinnere und steht dem Körper zur Verfügung.

Unser Darm bildet mit seiner riesigen Oberfläche von etwa 200 m² (= Größe eines Tennisfeldes) die größte Austauschfläche unseres Körpers mit der Umwelt. Die Haut ist mit einer Oberfläche von nur gerade mal 2 m² verschwindend gering.

An dieser Austauschfläche sind verschiedene Strukturen und Organismen beteiligt:

Darmmikrobiom

Unter dem Begriff Mikrobiom versteht man die Gesamtheit aller mikrobiellen Gene (DNA) im menschlichen Organismus. Dabei leben 90% der Mikroorganismen in unserem Darm und nur 10% auf den restlichen Körperoberflächen.

Unser Mikrobiom besitzt 8 Mio. Gene – demgegenüber haben wir aber nur 22.000 menschliche Gene! Wir sind also strenggenommen mehr Mikroorganismus als Mensch.

Bis zu 3% unseres Körpergewichtes entfallen auf Bakterien – bei einer Person mit 70kg sind das immerhin 2kg!

Diese guten Darmbakterien hemmen den Einfluss von krankmachenden Bakterien und spielen eine wichtige Rolle in der Barriere-, Immun- und Stoffwechselfunktion des Darmes. Zum Überleben brauchen sie unbedingt ein wichtiges Futter in Form von Präbiotika/ Ballaststoffen.

Wir leben sozusagen in einer Symbiose mit diesen Bakterien – wir sorgen mit einer guten Ernährung für den Erhalt der Mikroorganismen und diese ermöglichen unser Leben überhaupt. Eine Win-win-Situation für beide Parteien!

Für unsere Gesundheit ist es wichtig, dass wir eine große Diversität (= Vielfalt) an Bakterienstämmen in unserem Darm haben.

„Nicht der Keim macht es, sondern das Milieu“ – Louis Pasteur

Mucus

Das ist die Schleimschicht auf dem Darmepithel, welches dieses vor krankmachenden Eindringlingen schützt und eine Überreaktion unserer Immunzellen verhindert. Auf ihm siedeln die Darmbakterien.

Darmepithel

Die Darmschleimhaut ist einschichtig aus einer Aneinanderreihung von Darmzellen aufgebaut. In ihr findet durch die Bildung von sogenannten Zotten (Ausstülpungen) und Krypten (Einbuchtungen) die immense Oberflächenvergrößerung des Darmes statt.

Tight junctions

Diese sitzen zwischen den Darmzellen und funktionieren wie Schleusen. Sie lassen kontrolliert Mikronährstoffe aus dem Darminneren in die Blutbahn. Kommt es jedoch zu einer Dysbiose (= Ungleichgewicht zwischen guten und schlechten Bakterien), so leidet die Funktionsleistung der Tight junctions darunter massiv. Die Schleusentore stehen offen für sämtliche Stoffe, also auch für toxische und schädliche Stoffe. Man spricht dann von einem Leaky gut (siehe unten).

MALT/GALT

Das MALT ist das mucosaassoziierte lymphatische Gewebe, welches in unseren Schleimhäuten die Abwehrfunktion übernimmt. Es befindet sich in den Schleimhäuten von Nase, Mund, der Atemwege, des Darmes und Urogenitaltraktes.

Das GALT ist eine Unterform des MALT, welches im Magen-Darmtrakt vorhanden ist. Als darmassoziiertes lymphatisches Gewebe dient es der Immunabwehr von krankmachenden Erregern in unserem Darm. Gleichzeitig muss es tolerant gegenüber einer Vielzahl von Nahrungsmittelantigenen und nützlichen Mikroorganismen sein. Es stellt die größte Ansammlung von Immunzellen in unserem Körper dar! Circa 80% unseres Immunsystems befindet sich im Darm.

Ein intaktes GALT im Sinne einer immunmodulatorischen Wirkung ist von entscheidender Bedeutung für unsere Gesundheit!

Was sind die Aufgaben unseres Darmes

Unser Darm kann viel mehr als nur die Nahrung zu verdauen.

Der Darm:

  • ist die Zentrale des Immunsystem: 80% der Immunzellen sitzen im Darm
  • produziert Hormone (Serotonin) und reguliert extern gebildete Hormone
  • produziert Enzyme
  • nimmt Nährstoffe in den Körper auf
  • produziert Vitamine (Vitamin K, B-Vitamine)
  • scheidet Giftstoffe und Abbauprodukte aus
  • produziert kurzkettige Fettsäuren, welche ganz wesentlich für unser Gehirn sind.

„Ein gesunder Darm ist die Wurzel aller Gesundheit.“ – Hippokrates –

Ein gesunder Darm beeinflusst deshalb viel mehr als nur unsere Verdauung und ist enorm wichtig für das Wohlbefinden und unsere Gesundheit.

Er sorgt für eine gute mentale Gesundheit wie Konzentrationsstärke, Stressresistenz und gute Laune. Er ist ganz wesentlich für ein stabiles Immunsystem zum Schutz vor Viren, Bakterien und anderen krankmachenden Erregern.

Für ein gut funktionierenden Hormonhaushalt spielt er eine maßgebliche Rolle. Der Darm beeinflusst auch unser äußeres Erscheinungsbild und sorgt für gesunde Haare, Nägel und eine schöne Haut.

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Wenn der Darm in seiner Funktion gestört ist

Was passiert bei einem Leaky Gut

Unter einem Leaky Gut versteht man eine erhöhte Durchlässigkeit in der Dünndarmwand. Man spricht deshalb auch von einer Permeabilitätsstörung. Hierbei ist die Zusammensetzung der Darmbakterien im Ungleichgewicht und die Darmschleimhaut kann so nicht mehr ausreichend geschützt werden.

Dadurch öffnen sich vermehrt die Verbindungsstellen (Tight junctions) zwischen den einzelnen Zellen der Dünndarmwand. Jetzt können unverdaute Nahrungsreste sowie schädliche Stoffe ungehindert in den Körper gelangen.

Zu welchen Symptomen kann es kommen

Die Beschwerden, welche durch einen Leaky Gut hervorgerufen werden, sind sehr vielfältig. Oft äußern sie sich gar nicht direkt am Darm, sondern an anderen Organen des Körpers.

Unsere Darmbakterien steuern neben dem Wohlbefinden im Darm auch unsere mentale und psychische Gesundheit.

In der Komplementärmedizin bringt man folgende Symptome in Zusammenhang mit einem Leaky Gut:

  • Verdauungsstörungen wie Blähungen, Verstopfung, Durchfall, Bauchkrämpfe
  • Kopfschmerzen, Migräne
  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Hautprobleme
  • Chronische Gelenk- und Muskelschmerzen
  • Chronische Entzündungen
  • Stimmungsschwankungen, Depression
  • Geschwächtes Immunsystem
  • Autoimmunerkrankungen
  • Neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson, Autismus

Wie kann ein Leaky Gut entstehen

In der Regel baut sich diese Permeabilitätsstörung über einen längeren Zeitraum und aufgrund verschiedener Faktoren auf.

Als wesentliche Ursache gilt hier die moderne Ernährungsweise mit:

  • stark verarbeiteten Lebensmitteln
  • wenig Ballaststoffen
  • Zusatzstoffen, Farbstoffen, Konservierungsmitteln
  • Zucker, Süßstoffen und Gluten
  • Fleisch aus Massentierhaltung
  • hohem Konsum an tierischen Produkten

Desweiteren fallen auch chemische Stoffe ins Gewicht wie:

  • Antibiotika
  • Antibabypille
  • Medikamente, die dauerhaft eingenommen werden – v.a. Protonenpumpenhemmer
  • Toxine aus der Nahrung, der Umwelt und Luft
  • Häufiger Alkohol

Als weitere wichtige Verursacher gelten chronischer Stress, Bewegungsmangel und Schlafstörungen.

Wie diagnostiziert man einen Leaky Gut

Als Nachweis kann man in einer Stuhlprobe die Werte Zonulin und Alpha-1-Antitrypsin messen lassen.

Auch die Floraanalyse oder noch genauer eine Mikrobiomanalyse sind anzuraten. Sie geben Auskunft über die Zusammensetzung der Darmbakterien und ob eine eventuelle Dysbiose vorliegt.

Wie entsteht ein gesunder Darm

Die gute Nachricht: Heilung ist möglich!

Die schlechte Nachricht: Es gibt keine Wunderpille und es passiert auch nicht auf Knopfdruck!

Um eine nachhaltige Verbesserung zu erzielen, ist eine Ernährungsumstellung sowie eine Verhaltensänderung notwendig – das ist ein längerfristiger Prozess.

Wie sieht das nun konkret aus?

Meiner Meinung nach gibt es 4 Säulen, die für eine stabile Darmgesundheit wichtig sind:

Ernährung

Ganz einfach gesprochen sind alle Lebensmittel, welche unsere guten Darmbakterien fördern, wichtig. Hingegen ist alles, was sie bremst oder gar vernichtet, zu meiden.

Positiv ist:

Eine abwechslungsreiche und pflanzenbasierte Ernährung. Sie fördert die Bakterien, welche die Darmschleimhaut schützen. Sogenannte Präbiotika (=Ballaststoffe) sollten in unserer Nahrung vorkommen, da sie da Futter unserer Darmbakterien sind. Wichtig sind hier resistente Stärke, zum Beispiel in gekochten und abgekühlten Kartoffeln, Reis oder Nudeln und Inulin. Unsere Darmbakterien lieben ein abwechslungsreiches Büffet aus Gemüse, Obst, Nüssen, Samen, Saaten und Hülsenfrüchten.

Als Ergänzung kann man in Akutfällen ein Präbiotikum und Probiotikum als Präparate einnehmen.

Negativ sind:

Alle stark verarbeiteten Lebensmittel, Gluten, Zucker, künstliche Süßstoffe, Wurst, Alkohol, Konservierungsstoffe, Emulgatoren, Farbstoffe etc.

Oft vernachlässigt, aber ganz entscheidend ist auch, wie du die Nahrung aufnimmst.

Achte deshalb darauf:

stressfrei, langsam und achtsam, genussvoll und gut gekaut dein Nahrung aufzunehmen.

Stressmanagement

Chronischer Stress verändert die Zusammensetzung unserer Darmbakterien zum Nachteil unserer guten Darmbakterien.

Deshalb ist es wichtig für ein gutes Stressmanagement zu sorgen. Wie du das machst, hängt auch davon ab, was dir eher liegt. Bist du der Bewegungs- oder Ruhetyp?

Hier ein paar Beispiele:

  • Achtsamkeitstraining
  • Atemübungen
  • Meditation
  • Entspannungsmethoden
  • Bewegung in der Natur (allerdings ohne Leistungsgedanken und Ablenkung!)
  • Körperwahrnehmungsschulung
  • Wärmeanwendungen
  • Massagen

Bewegung

Langsame und bewusste Bewegungen sind besser als sportliche Höchstleistungen. Es geht darum, unser Lymphsystem zu aktivieren, damit der Stoffwechsel in Gang kommt. Wichtig ist eine Regelmäßigkeit. Lieber nur 30 Minuten spazieren gehen jeden Tag als ein Mal pro Woche Powertraining im Fitnessstudio.

Schlafhygiene

Circa 7 – 9 Stunden Schlaf in der Nacht braucht dein Körper zur Regeneration deiner Zellen.

Ich hoffe, du kannst nun ein bisschen besser verstehen, warum ein gesunder Darm so wichtig ist für deine Gesundheit.

„Niemand rettet uns außer wir selbst. Niemand kann und niemand darf das. Wir müssen selbst den Weg gehen.“ – Buddha –

Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, deinen Weg neu auszurichten für einen gesunden Darm und zum Wohle deiner körperlichen und psychischen Gesundheit!

Du bist der Mensch, der darauf am meisten Einfluss hat.

Wenn du Hilfe brauchst, begleite und unterstütze ich dich gerne dabei.

In meiner Praxis sind mir eine ausführliche Anamnese, eine gründliche Untersuchung und ganzheitliches, vernetztes Denken sehr wichtig. Für die Durchführung einer gezielten Therapie biete ich eine Stuhldiagnostik an, um zu erkennen, welche Maßnahmen individuell nötig sind.

Alle meine Behandlungsmethoden zielen auf die Aktivierung des Parasympathikus ab, unserem Nerv für die Regeneration und Entspannung.

Bei der Veränderung deines Lifestyles in Bezug auf achtsame Bewegung, Stressreduktion und Ernährung begleite ich dich sehr gerne.

Buche ein kostenfreies Erstgespräch, in dem du mir deine Fragen stellen kannst.

Bildnachweise:

Heart symbol: @krakenimages.com 10176840

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